Wednesday 14 August 2013

Seit du tot bist von Sophie McKenzie

Autor: Sophie McKenzie
Originaltitel: Close My Eyes
Titel: Seit du tot bist
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
Preis: 9,99€ (ISBN 978-3-453-41044-2)

Gens Tochter kam vor acht Jahren tot zur Welt. Nun steht eine fremde Frau vor ihrer Tür und behauptet, dass sie lebt. Dass alle bei der Geburt Anwesenden gekauft waren, damit jemand Gen ihr Baby wegnehmen konnte. Zunächst hält Gen das für einen geschmacklosen Scherz. Aber etwas in ihr sagt ihr, dass die Frau die Wahrheit sagt, und eine trügerische Hoffnung keimt in ihr auf. Aber wer sollte so etwas tun, falls es tatsächlich wahr ist? Es kann nur jemand aus ihrem engsten Umfeld gewesen sein ...

Stellt Euch das mal vor: Ihr bekommt ein Kind, das allerdings tot zur Welt kommt.Und dann steht nach 8 Jahren eine Frau, die Euch sagt, dass Euer Kind noch lebt. Wie würdet Ihr reagieren? Ihr glauben? Sie für geisteskrank halten? Genau das weiß Gen nicht. Sie hat immer noch Hoffnung, dass ihre kleine Tochter Beth lebt. Schon alleine wenn ich über diese Ausgangssituation nachdenke, stellen sich mir alle Nackenhaare auf. Von Anfang an wird man in die Geschichte hineingesogen, die einen nicht mehr loslässt. Jeden einzelnen Buchstaben habe ich verschlungen, um endlich weiter voran zukommen, um zu erfahren, ob Gens Tochter noch lebt oder nicht. Was dann herauskommt, hat mich geschockt. Die Auflösung ist nachvollziehbar und lückenlos. Mir persönlich hat sie nicht so sehr gefallen. Um ehrlich zu sein, sie hat mich ein bisschen angewidert und hat mir doch wieder gezeigt, dass manche Menschen skrupellos und einfach ekelhaft sein können, obwohl diese Story (hoffentlich) rein fiktiv ist. Der Roman ist unglaublich packend geschrieben, wirklich loslassen konnte ich das Buch nicht und musste jede meiner freien Minuten "opfern", um weiterzulesen. Das macht doch einen guten Thriller aus, nicht wahr?

Monday 15 July 2013

Wer bin ich und wenn ja, wie viele? von Richard David Precht

Autor: Richard David Precht
Titel: Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise
Verlag: Goldmann Verlag
Preis: 14,95 € (ISBN 978-3-442-311-439)

Was ist Wahrheit? Woher weiß ich, wer ich bin? Was darf die Hirnforschung?
Ein einzigartiger Pfad durch die schier unüberschaubare Fülle unseres Wissens über den Menschen. Von der Hirnforschung über die Psychologie zur Philosophie bringt Precht uns dabei auf den allerneusten Stand. Wie ein Puzzle setzt sich das erstaunliche Bild zusammen, das die Wissenschaften heute vom Menschen zeichnen.

Endlich mal eine Lektüre, die zum Thema Philosophie bildet. Und man auch versteht. Wenn man sich Lektüren von Nietzsche und Freud zu Gemüte führt, ist es eigentlich als Otto-Normalverbraucher schon fast unmöglich, die Message dahinter zu verstehen. Ferner kommt es natürlich auch darauf an, für welches Gebiet man sich in seiner Freizeit interessiert. Richard David Precht behandelt Fragen wie "Darf man Menschen töten?" oder "Was ist Liebe?". Fragen, die sich jeder mindestens einmal in seinem Leben stellt. Und hier finden sich Antworten. Ob die einem gefallen und/oder man sich damit zufriedenstellt, sei jetzt mal nebensächlich. Zwar gehört dieses Buch meiner Meinung nach zu den leichteren "Philosophie-Lektüren", unterschätzen sollte es man aber dennoch nicht. Es erfordert unglaubliche Konzentration beim Lesen und in manchen Dingen leider auch Vorkenntnisse. Gerade wenn das Buch zu chemischen Prozessen im Gehirn überleitet, überfliegt man nur noch die häufig verwendeten Fachbegriffe. Daher sind viele so erklärte Phänomen des Verhalten eines Einzelnen etwas unschlüssig. Im Groben und Ganzen kriegt man auf jede Frage eine Antwort, man wird zum Denken angeregt und entwickelt möglicherweise eigene Theorien. Ein super Denkanstoß für die Fragen, die die Menschheit bewegen.

Wednesday 19 June 2013

Kleine Kannibalen von Torsten Krol

Autor: Torsten Krol
Originaltitel: The Dolphin People
Titel: Kleine Kannibalen
Verlag: Blessing Verlag
Preis: 18,99€ (ISBN 978-3-896-674-050)

Seinen kleinen Bruder hatte er auf der Überfahrt von Deutschland nach Südamerika vor meterlangen Anakondas, den Ungeheuern des Dschungels, gewarnt. Erich Linden, sechzehn Jahre alt, bringt 1946 – die Heimat zerstört, der Vater gefallen – eine Fahrt ins Ungewisse hinter sich, hinein in ein neues Leben, das er mit Bruder Zeppi und seiner Mutter in der Obhut seines Onkels Klaus in Venezuela finden soll. Nur noch ein kurzer Flug trennt die Familie von dem Ort im Orinokobecken, wo Klaus seinen neuen Posten antreten wird. Doch ein Sturm zwingt die Maschine zur Notlandung in einem Fluss. Verloren in den Weiten des venezolanischen Urwalds begreift Erich nach und nach, dass sein neuer Vater Klaus keineswegs der noble Herr ist, als der er sich gibt. Und dass es Zeit ist, seinen eigenen Weg zu gehen, der vielleicht zurück in die Zivilisation führt.

Ein Buch, das mich zwiespaltig zurücklässt. Auf einer Seite gefällt mir gut, dass hier von einem völlig neuen, fremden Stamm erzählt wird. Ob es diesen Stamm wirklich gibt, weiß ich nicht. Interessiert mich auch eher nicht so. Es ist immer sehr interessant, wenn man von Menschen erzählt bekommt, die außerhalb der zivilisierten Welt leben. Man kann so vieles ableiten und auf sein eigenes Leben versuchen zu projizieren.  Auf anderer Seite wird in diesem Buch vor allem auf Sex Wert gelegt. Erich lernt ein junges Mädchen, das ihn total fasziniert, vor allem sexuell. Ziemlich ausführlich erzählt Torsten Krol wie Erich sich in Bezug auf das Mädchen fühlt. Zugegeben, das hat mich angenervt. Aber wichtig ist zu wissen, dass das Körperliche eine ganz andere Stellung erfährt, es wird auf eine komplett andere Stufe gestellt.
Nun ja, anderer Stamm, andere Sitten. Dies sollte man auf alle Fälle beachten. Neugierig auf den Autor bin ich aber geworden, da er anonym schreibt. Vielleicht lege ich mir mal sein erstes Buch zu und werde euch darüber berichten.

Saturday 8 June 2013

Lost in Seoul - eine atemlose Liebe von Anna Ljubow

Autor: Anna Ljubow
Titel: Lost in Seoul - eine atemlose Liebe
Verlag: epubli
ISBN: 978-3-8442-3072-7
Es handelt sich hierbei um eine Hardcoverausgabe, die (noch) nicht im Handel erhältlich ist.

Der Roman erzählt auf verstörende Weise die Geschichte einer Frau, die sich in einem fremden Land in ihrem privilegierten Leben langsam immer mehr verliert. Haltlos rutscht sie in eine Affäre mit einem sehr bestimmenden, souveränen Mann; moralische Grenzen verschieben sich, werden übertreten - der zerstörerische Sog zieht den Leser atemlos mit. Unaufhaltsam treibt die Protagonistin auf den Abgrund zu - ohne die Chancen auf eine Rückkehr in ihr normales Leben nutzen zu können.

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist in schlichen Schwarz-Weiß-Tönen festgehalten und die Hardcover-Ausgabe fühlt sich sehr griffig an. Besonders gut hat mir die Schreibweise der Autorin gefallen: die kurzen, ausreichenden Sätze. Man kommt mit der Handlung hinterher und kann zeitlich alles sehr gut einordnen.Die Geschichte hat mich fassungslos zurückgelassen. Es ist sehr spannend und emotionsgeladen geschrieben. Ich kann bis jetzt immer noch nicht verstehen, wie eine Frau sich in so eine Affäre hinein begibt, die - für mich - alles andere als mit Leidenschaft zutun hat. Für die Protagonistin ist die Affäre leidenschaftlich, durch die Drogen, den Sex und die Gewalt. Als Außenstehende sieht man das immer anders. Ihre Abhängigkeit, ihre Taten - für mich ist das alles nicht nachvollziehbar. Gut finde ich, dass die Protagonistin nichts bis ins Detail beschrieben wird, sie bleibt im ganzen Buch namenlos. Jede Person kann sich in sie hineinversetzen.

Fazit: Es ist wirklich sehr spannend und packend geschrieben, vor allem über das Ende wird mit Sicherheit jeder nachdenken. Sehr gelungen finde ich auch, dass diese Geschichte in gerade einmal 140 Seiten gepackt wurde ohne das man das Gefühl, das etwas fehlt. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch zwar gut gefallen, allerdings konnte ich mit der Hauptperson nicht wirklich viel anfangen.

Bitte beachten, dass das Buch erst ab 16 Jahre ist.

Friday 31 May 2013

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry von Rachel Joyce

Autor: Rachel Joyce
Originaltitel: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry
Titel: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Verlag: Krüger Verlag (ein Unternehmen des S. Fischer Verlag GmbH)
Preis: 18,99€ (ISBN 978-3-8105-1079-2)

Eigentlich wollte er nur zum Briefkasten. Dann geht er 1000 Kilometer zu Fuß. Von Südengland bis an die schottische Grenze - eine Reise fürs Leben, eine Geschichte von Tapferkeit, Betrug, Liebe, Loyalität und einem ganz unscheinbaren Paar Segelschuhen.


Ihr habt vielleicht schon festgestellt: ich habe ein Faible für Protagonisten, die reisen - sie es "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster steig und verschwand" oder "Donnerstags im Fetten Hecht". Diesmal geht es um eine Pilgerreise, die sich doch anders gestaltet als man vermutet. Zuerst möchte ich allerdings auf den Phänotyp des Buches eingehen: ein Paar Segelschuhen (die in diesem Buch besondere Aufmerksamkeit erhalten) und ein Raabe macht ein Buch nicht gleich zu einem Hingucker. Aber in Kombination mit der Schrift des Buchtitels, mit dem Titel an sich und dem leicht bräunlich umrandeten Rändern wirkt der Roman auf mich mysteriös und anziehend. Ganz besonders erwähnenswert ist die abgebildete Postkarte auf der Rückseite, auf der steht: "Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben. Harold Fry". Diese vier Sätze haben mich sofort in den Bann gezogen. Ich kann es nicht ganz genau erklären, aber ich musste häufig das Buch beim Lesen zuklappen und diese Zeilen lesen.
Als Harold Fry eines Tages aus seinem Haus tritt und nur einen Brief an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Hospiz liegt, abschicken will, ahnt er nicht, dass dieser erste Schritt einer von vielen auf seiner langen Pilgerreise von Südengland an die schottische Grenze ist. Als Leser bekommt man alles mit, was Harold Fry so bewegt: seine schmerzenden Füße, seine Unentschlossenheit, sein Leben. Man schließt ihn sofort in sein Herz und möchte sich gleich mit auf die Reise begeben. Es ist aber keine Reise, die ein glückliches Ziel verfolgt: er möchte seine ehemalige Kollegin im Hospiz besuchen. Der Roman schenkt zwar Freude, weil Harold ein unglaublich sympathischer Typ ist, aber zugleich regt es zum Nachdenken an. Mir gefällt vor allem die Reaktionen der Menschen, denen er begegnet: manche halten ihn für verrückt, manche schütteln den Kopf, manche helfen ihm und nehmen ihn für eine Nacht auf, manche schließen sich ihm an. Medien werden auf ihn aufmerksam und andere Wanderer schließen sich ihn an, doch Harold hat nur eines im Kopf: Queenie Hennessy.

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